Lebensmittel im Kreislauf halten: 4 Learnings auf dem Weg zu Circunis

In den letzten Tagen haben wir Ihnen Circunis vorgestellt. An der Idee und dem Konzept zum B2B-Marktplatz für Lebensmittelüberschuss arbeiten wir aber schon ein paar Jahre. 4 Dinge, die wir im Vorprojekt und aus dem Prototyp gelernt haben.

Wir haben selber Upcycling-Produkte entwickelt und ein Halbfabrikat für die Industrie, wir haben uns mit Lebensmittelabgaben beschäftigt und mit dem Aktionsplan des Bundes gegen Lebensmittelverschwendung. Immer hat uns die Frage begleitet: Welchen Hebel brauchen wir, um echte Veränderung im System zu bewirken?

Während wir uns mit dem Konzept zu einem B2B-Marktplatz unserer Antwort angenähert haben, haben wir es einfach ausprobiert, im Rahmen eines Vorprojekts.

Was heisst das konkret, ein Vorprojekt?

Wir haben einen einfachen, aber öffentlich zugänglichen Prototyp bereitgestellt, um das Prinzip des Marktplatzes für Lebensmittelüberschuss zu veranschaulichen. Und wir haben rund 100 intensive Gespräche geführt: Mit Ansprechpersonen aus der Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln, mit Upcycling-Unternehmerinnen, mit Vertreterinnen aus dem Grosshandel und der Systemgastronomie, mit Verbänden, Städten und Forscher*innen verschiedener Hochschulen.

Manche unserer Annahmen haben sich bestätigt, einige sogar deutlicher als erwartet. Einzelne wiederum sind mit einer Facette der Realität kollidiert, die wir aus unserer Perspektive nicht sehen konnten. Genau darum pflegen wir eine iterative Arbeitsweise: Wer in jeder Phase lernt, kann sich auch in jeder Phase verbessern.

4 Aha-Momente auf dem Weg

Die vollständige Liste unserer Erkenntnisse muten wir ihnen nicht zu, sie ist ziemlich lang. Aber wir möchten einige Dinge mit Ihnen teilen, die wir in dieser Zeit gelernt haben. Weil es – auch bei Circunis als Ganzes – genau darum geht: Nicht im stillen Kämmerlein vor sich hin zu arbeiten, sondern Herausforderungen und Erkenntnisse zu teilen. 

1. Verschiedene Perspektiven sind ein Gewinn

Wir haben uns viel Know-How erarbeitet, aber alles können wir nicht wissen – zumal wir Quereinsteigerinnen sind. Und gerade das war im Prozess immer wieder ein Gewinn: Ein frischer Blick von aussen hat in vielen Gesprächen zu Ideen und Lösungsansätzen geführt, die im Alltag und in den jeweiligen Teams nicht einfach so entstanden wären.

Nach dieser Erfahrung sind wir überzeugt, dass unser Fokus auf Vernetzung genau richtig ist. Nicht nur wir können diesen frischen Blick bieten, auch neue Kontakte aus verschiedenen Branchen, anderen Stellen der Wertschöpfungskette oder unterschiedlichen Unternehmensformen bringen neue Gedanken und Vorschläge ein, die allen nützen können.

2. Bedarf? Aber hallo!

Wir hatten angenommen, dass unser improvisierter Prototyp lediglich einige Datensätze zur Demonstration enthalten würde, als Grundlage für die Gespräche. Aber schnell hat sich gezeigt: Unsere Ansprechpersonen wollen das nicht einfach anschauen, sondern benutzen! Und ganz unverhofft wechselten insgesamt 26 Tonnen überschüssige oder nicht-konforme Lebensmittel den Besitzer.

Rund 30 Unternehmen haben auf Angebots- und/oder Nachfrageseite mit dem Prototyp interagiert. Als wir das Vorprojekt abschlossen (und seitdem immer wieder) wollten viele von ihnen wissen: Wann können wir weitermachen?

3. Wer die Karten neu mischt, sieht mehr

Der Prototyp hat ein schlummerndes Bedürfnis neu geweckt: Mit der greifbaren Perspektive einer Lösung wurde das Thema in den Betrieben intensiver bearbeitet.

Viele der Vermittlungen sind branchenübergreifend passiert – zwischen Menschen, die sich zuvor nicht kannten und nicht sahen, dass sie in diesem Kontext zusammenkommen könnten. Das Potenzial liegt gerade auch ausserhalb der eigenen Kontakte. Wenn Warenbestände für alle Akteur*innen sichtbar werden, entstehen neue Verbindungen.

4. Die Struktur macht den Unterschied

Unternehmen sind nicht statisch: Produktionsweisen werden angepasst, Sortimente entwickeln sich weiter, Rahmenbedingungen ändern sich. Das heisst, dass sich auch der Warenüberschuss und/oder der Bedarf an Rohstoffen immer wieder wandeln kann. Mit dem breiten Vernetzungspotenzial des Marktplatzes können Betriebe dem gerecht werden und das Thema kontinuierlich bearbeiten, ohne bei jeder Veränderung wieder am Anfang zu stehen.

Und auch Menschen verlassen einen Betrieb und neue kommen dazu. Findet der Umgang mit Überschuss und Ausschuss in einer verlässlichen Struktur statt, ist der Übergang nahtlos möglich.

Es bleibt viel zu entdecken

Das und ein paar andere Sachen wissen wir, jedenfalls für den Moment. Anderes ist noch unbekannt, aber wir machen uns jetzt auf den Weg. Und freuen uns auf alle, die jetzt schon mitkommen oder uns in Zukunft begleiten werden.

Wenn auch Sie dranbleiben wollen:

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