Circunis und der Klimaschutz: Eine Bilanz über das erste Jahr

Lebensmittelverluste zu verhindern, heisst auch, einen aktiven und signifikanten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Aber wie genau misst man diesen Beitrag? Im Rahmen unseres Innosuisse-Projekts haben Forscher*innen von der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW erste Berechnungen angestellt.

In dieser ersten Produktbilanzierung ist der CO₂-Fussabdruck der bisher über Circunis vermittelten Produkte quantifiziert worden. Der CO₂-Fussabdruck misst dabei die gesamten Treibhausgas-Emissionen, die ein Produkt verursacht. Dies umfasst nicht nur Kohlenstoffdioxid (CO₂), sondern auch andere wichtige Treibhausgase wie Methan (CH₄) und Lachgas (N₂O), die mittels Umrechnungsfaktoren auf CO₂-Äquivalente (CO₂e) bezogen werden.


Die Bilanzierung schafft eine Vergleichbarkeit zwischen Produkten und somit ein besseres Verständnis dafür, welche Lebensmittel den grössten oder kleinsten ökologischen Fussabdruck hinterlassen.

Für die Datengrundlage haben wir mit Niatsu zusammengearbeitet: Das Zürcher Startup stellt Klimadaten für ein breites Spektrum von Rohstoffen und Produkten bereit. 

Mengen und Top 3 – in beide Richtungen

Die Ergebnisse der Bilanzierung zeigen eindrücklich, wie viel CO₂e durch Circunis eingespart wird:

Gesamter Klimabeitrag

Von April 2024 bis Mai 2025 sind über Circunis 41’720 kg Lebensmittel vermittelt worden.
Diese Menge entspricht mehr als 83’000 Mahlzeiten (bei 500 g pro Mahlzeit). 

Das entspricht einer berechneten Einsparung von 66’806 kg CO₂e.
So viele Emissionen würde ein benzinbetriebener Kleinwagen verursachen, der 6 Mal um die Erde fährt.

Die grössten Klimafreunde (niedrigster CO₂e/kg):

1. Karotten Scheiben (tiefgekühlt) mit 0,2 kgCO₂e/kg

2. Pastinaken Würfel (tiefgekühlt) mit 0,25 kgCO₂e/kg

3. Pfälzer Paysanne (tiefgekühlt) mit 0,26 kgCO₂e/kg

Die grössten Klimakiller (höchster CO₂e/kg):

1. Milchschokolade-Couverture 36% mit 13,73 kgCO₂e/kg

2. Zanderfilets mit Haut (tiefgekühlt) mit 11,55 kgCO₂e/kg

3. Paprikaflocken mit 8,21 kgCO₂e/kg

Ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz

Am deutlichsten schlägt das Verwerten von verarbeiteten Produkten zu Buche im Hinblick auf CO₂e-Einsparungen: Die Warengruppen Fertiggerichte, Süssigkeiten & Snacks, Fisch & Fleisch und Grundzutaten verbrauchen auf die gleiche Menge Produkt mehr CO₂e als unverarbeitete Waren. Hält man diese Produkte im Wertschöpfungskreislauf, verhindert das eine grössere Menge an CO₂e-Emissionen, da ihr ursprünglicher CO₂e-Fussabdruck pro kg höher ist. 

Allerdings: Auch wenn die Verluste von Produkten wie Brot und Gebäck, Getränke oder Obst und Gemüse relativ gesehen einen kleineren Fussabdruck generieren, dürfen sie nicht unterschätzt werden. Durch die grossen Mengen gehen auch bei diesen Waren signifikante Ressourcen verloren.

Prof. Dr. Claus-Heinrich Daub, der das Innosuisse-Projekt bei der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW leitet, fasst zusammen: «Die Ergebnisse der ersten Analyse zeigen, dass Circunis wirksam dazu beiträgt, Klimaemissionen zu reduzieren.».

Davon ausgehend, dass via Circunis verwertete Lebensmittel andere Waren ersetzen, die neu produziert bzw. angebaut werden müssten, schont das Vermitteln  von Lebensmittelüberschuss nicht nur Ressourcen, sondern vermeidet auch signifikante Mengen an Treibhausgasemissionen. Circunis leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft.

Die Methodik

Die Berechnung des CO₂e-Fussabdrucks erfolgt mithilfe der Software von Niatsu nach einer präzisen Vorgehensweise:

  • Systemgrenzen und Lebenszyklusanalysen: Die Analysen basieren auf dem «Cradle-to-Gate»-Ansatz. Dies bedeutet, dass die Emissionen vom Anbau, über die Verarbeitung bis zum Verlassen des Werks berücksichtigt werden.Zusätzlich wurde der Transport vom Herkunftsland in die Schweiz miteinberechnet.
  • Datenerfassung: Zunächst werden wichtige Daten von Circunis erfasst, darunter das Herkunftsland des Produkts, der Anbieter und dessen Adresse, der Abnehmer, die Lagerbedingungen und die Menge.
  • Berechnung mittels Niatsu-Tool: Diese Daten werden in Niatsu eingegeben. Hierbei werden alle Produkte auf 1 kg berechnet, um eine einheitliche Vergleichsbasis zu schaffen. Niatsu erfasst dabei spezifisch:
    • Rohstoffe/Produkt: Die Emissionen, die bei der Gewinnung und Herstellung der Rohstoffe entstehen.
    • Transport: Der Transport vom Herkunftsland zum Anbieter wird berechnet. Der Transport zum Käufer wird (vorläufig) nicht berücksichtigt.
    • Prozessenergie: Die Energie, die in den Verarbeitungsprozessen anfällt.

Für die Berechnungen wurden bestimmte Annahmen getroffen, um die Komplexität zu handhaben, namentlich: 

  • Annahmen für Prozesse wie (Tief-)Kühlung und Trocknung, zum Beispiel Ifco-Boxen als Gebinde, Lagerraum und Kühlleistung, konventioneller Strom. 
  • Annahmen zur Zusammensetzung von Fertigprodukten, deren Herkunft und Verpackung 

Die Ergebnisse basieren auf den bestmöglichen verfügbaren Daten und einer transparenten Methodik. Eine Ökobilanz liefert keine exakten Messwerte, sondern zeigt Grössenordnungen und Tendenzen auf. Fragen dazu beantworten wir gerne.

Vom CO₂-Fussabdruck hin zu ganzheitlicher Wirkung

Mittel- und langfristig ist das Beziffern der eingesparten CO₂-Äquivalente nicht genug, denn diese sind nur ein einzelner Indikator von ökologischer Nachhaltigkeit. 

Im laufenden Innosuisse-Projekt wollen wir die Nachhaltigkeitswirkung auch breiter messen. Dazu hat das Team der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW eine Literaturrecherche zu Wirkungsmessungen durchgeführt. Die Methoden werden nun evaluiert und Experteninterviews dazu geführt, bevor wir uns für eine Methode entscheiden und mit der FHNW die entsprechenden Grundlagen erarbeiten.

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